Stottern

Ein schönes Zeugnis üher die Arbeit und die Methode Maria Summers gibt unterstehende Zusammenfassung aus einer wissenschaftlichen Arbeit üher ihre Stottertherapie. Hervorgehoben wird das persönliche Engagement Frau Summers sowie die ganzheitliche Betrachtung als Grundprinzip ihrer Therapie.

Der Besuch der von Maria Summer geführten Sprachheilstätte ist uns leider nicht mehr möglich. Langjährige Mitarbeiter praktizieren das Gelernte und ihre Erfahrung jedoch weiter und helfen weiterhin Hilfesuchenden Menschen.


Resümee einer Wissenschaftlichen Hausarbeit:
Stottertherapie für Jugendliche und Erwachsene. Ein ganzheitlich orientierter Ansatz in der Sprachheilstätte Rankweil

Beim Stottern handelt es sich um eine der häufigsten Sprechstörungen. Diese beginnt meist im Kindesalter und verläuft häufig progredient. Stottern ist gekennzeichnet durch äußere und innere Symptome. Neben dem Kernverhalten, das sowohl tonisch als auch klonisch sein kann, gehört die Sekundärsymptomatik, zu der auch Flucht- und Vermeidungsverhalten zählt, zu den äußeren Symptomen. Unter inneren Symptomen werden Gefühle und Einstellungen betroffener Menschen verstanden, die das Stottern begleiten. Am häufigsten wird hierbei das Gefühl der Angst empfunden.

Obgleich viele Theorien zum Stottern existieren, ist die Ätiologie bis heute ungeklärt. Manche sehen darin eine neurotische Reaktion auf einen verdeckten Konflikt. Andere erklären Stottern lerntheoretisch und eine weitere Gruppe sieht die Ursache in einer neurophysiologischen Störung. Am meisten plausibel scheinen multifaktorielle beziehungsweise multikausale Theorien. Hierbei wird das Zusammenspiel mehrerer Faktoren für die Entstehung des Stotternd verantwortlich gemacht.

In der Therapie des Stotterns scheinen die Meinungen genauso weit auseinander zu gehen, wie in der Erklärung der Ursachen. Hier wird unterschieden zwischen direkten und indirekten Therapiemethoden. Zu den direkten, die am Sprechen beziehungsweise am Stottersymptom selbst ansetzen, gehört das Fluency Shopping und das Stuttering Management. Während das Ziel des erstgenannten Ansatzes der Aufbau einer flüssigen Sprechweise ist, zielt der zweitgenannte Ansatz auf den Aufbau eines flüssigen Stotternd. Zu den indirekten Therapien werden psychotherapeutische und körperorientierte Verfahren gezählt sowie eine Förderung des sprachlich- und sozial-kommunikativen Bereichs und die Umfeldarbeit. Viele Therapierende kombinieren direkte und indirekte Methoden.

In einem weiteren Teil der Arbeit, werden diese theoretischen Grundlagen anhand eines Fallbeispiels konkretisiert. Der betreffende Herr, Georg Ohlinger, hat bis weit ins Erwachsenenalter hinein sehr schwer gestottert und galt als unheilbar und untherapierbar. Durch eine besondere Therapie wurde er jedoch vom Stottern befreit.

Neben der Beschreibung der Phänomenologie, verdeutlicht die Darstellung dieses Fallbeispiels, was es für einen Menschen bedeutet, zu stottern und welch negativen Auswirkungen dies auf ein Leben haben kann. Betroffenen Menschen durch eine individuell geeignete Therapie zu helfen, ist daher von großer Wichtigkeit.

Die Therapie, die Herrn Ohlinger geholfen hat, wird im Hauptteil dieser Arbeit dargestellt. Sie findet statt in der Sprachheilstätte Rankweil in Vorarlberg/Österreich und wurde von der Gründerin dieser Einrichtung, Frau Maria Summer, konzipiert. Nach einem zweitägigen Aufenthalt im Januar 2006, nahm ich dort im April des selben Jahres an einem fünftägigen Intensivkurs für stotternde Jugendliche und Erwachsene teil.

Meinem jetzigen Erkenntnisstand nach, handelt es sich bei dieser Therapie um einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem nicht nur das Stottern selbst, sondern die Ursachen berücksichtigt und therapiert werden. Dies geschieht meines Erachtens durch eine Kombination aus direkten und indirekten Methoden. Begonnen wird in Frau Summers Therapie zunächst ausschließlich indirekt nach einem körper- orientierten Ansatz. Dessen Ziel ist Entspannung und Tonusregulation. Zentral ist hierbei die physiologische Atmung, die durch bestimmte Bewegungsübungen unbewusst erwirkt wird. Durch diese Entspannung wird Angst abgebaut, welche von Frau Summer als eine Ursache des Stotternd angesehen wird.

In der nächsten Stufe wird langsam, Stück für Stück, ein neues, fiüssiges Sprechmuster gelernt. Dies kann als direkte Methode bezeichnet werden. Sprechleistungsstufen , begonnen mit dem Nachsingen von Vokalen über Nachsprechen von Gedichtversen bis hin zum Lesen und zum freien Sprechen sind Bestandteil der Therapie. Dies geschieht alles in atemzwingender beziehungsweise atemregulierender Bewegung und mit Hilfe einer stotterinkompatiblen Sprechweise: Die erste Silbe eines Wortes beziehungsweise einer Sprecheinheit wird dabei leicht gedehnt und betont. Zwischen diesen Einheiten liegen kurze atemphysiologische Pausen. Das Symptom des Stotternd selbst wird zu keiner Zeit thematisiert oder behandelt.

Gemeinsamkeiten mit Frau Summers Konzept habe ich in der Arbeitsweise nach Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen gefunden, die ebenfalls Atem-, Sprech- und Stimmtherapeutinnen gewesen waren.

Ob es sich dabei um zufällige Übereinstimmungen handelt oder ob Frau Summer einige Elemente aus deren Methode übernommen hat, ist nicht gesichert. Beeindruckt an Frau Summers Therapie hat mich zunächst die Tatsache, dass bei keinem der Teilnehmenden während der Therapie ein Stotterereignis auftrat. Es war nicht zu unterscheiden, wer hier Patientin oder Patient war und wer nicht.

Des weiteren waren manche Personen außerhalb der Therapiezeit kaum mehr wiederzukennen aufgrund ihrer derart starken Stottersymptomatik in der therapiefreien Zeit. Ferner waren bei den Teilnehmenden im Laufe dieser einen Woche positive Veränderungen des Stimmklangs, der Artikulation und der Haltung festzustellen.

Positive Rückmeldungen gaben auch zwei Teilnehmerinnen des Osterkurses. Beide bestätigten eine Verbesserung des Sprechens trotz sehr kurzer Therapie- zeit und bekundeten Interesse an einer weiteren Kursteilnahme in dieser Einrichtung.

Der Besuch der Sprachheilstätte Rankweil und die Teilnahme an der Therapie waren für mich sehr interessant und haben bei mir einen tiefen positiven Eindruck hinterlassen. Vor allen Dingen beeindruckte mich die Person Maria Summer. Die Lehrerin, Sprach- und Atemtherapeutin scheint eine ebenso hohe Fachkompetenz zu besitzen, wie auch ein persönliches und therapeutisches Gespür für Menschen, die stottern oder Störungen in anderen Bereichen haben. Ihr fundiertes und über viele Jahrzehnte lang gewachsenes Wissen, kombiniert mit ihrer persönlichen Ausstrahlung, ihrem Enthusiasmus und ihrer Art, Menschen zu begegnen, machten mir die Begegnung und das Gespräch mit ihr zu einem besonderen Erlebnis.

Der große Andrang an Rat- und Hilfesuchenden, der täglich in Frau Summers Sprachheilstätte herrscht, zeigt, wie groß der Bedarf an ihrem Wissen und Können und das Vertrauen der Menschen in sie ist. Vielen tausend Kindern und Erwachsenen wurde dort schon geholfen.

Frau Summer hat selbst nie etwas über ihre Therapie aufgeschrieben. Wie sie sagt, aus Gründen des Zeitmangels, da ihr die Probleme der großen und kleinen Menschen wichtiger sind und sie lieber handelt als niederschreibt.

Beim Verfassen dieser Arbeit wurde mir zum einen klar, dass es sehr schwierig ist, das Konzept eines anderen Menschen niederzuschreiben, zum anderen, dass das Geschriebene nur einen Bruchteil dessen darstellen kann, was Frau Summers Therapie ist und ausmacht. Sie als Person und ihre Therapie zu erleben, kann dadurch nicht ersetzt werden.

Mir bleibt nichts als mich Herrn Ohlinger anzuschließen und die Verbreitung der Therapie sowie deren Erhalt zu unterstützen. Allen vom Stottern betroffenen Menschen kann ich die Teilnahme an dieser Therapie nur empfehlen. Ob sie persönlich gefällt und zusagt, muss dann natürlich individuell entschieden und beurteilt werden.

Alle weiteren Interessierten möchte ich zu einem Besuch dieser Einrichtung motivieren.

Elisabeth Henne: Stottertherapie für Jugendliche und Erwachsene. Ein ganzheitlich orientierter Ansatz in der Sprachheilstätte Rankweil. Wissenschaftliche Hausarbeit an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, 2006

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